Geschichte der Robert-Koch-Apotheke

1893       

Baujahr des Apothekengebäudes

 

1911       

Gründung der Apotheke als „Kronprinzen Apotheke“

Besitzer und erster Leiter: Richard Bieber

 

1936       

Verkauf der Apotheke an Dr. Wilhelm Schmidt

(Apotheker und Nahrungsmittelchemiker)

 

1946       

Enteignung von Dr. Schmidt aus politischen Gründen

am 15.01.46 Einsetzung von Herrn Carl Rittner als

kommissarischen Leiter, der dann anschließend auch Staatspächter war

 

1947       

Umbenennung in „Robert-Koch-Apotheke“

 

1955       

Verstaatlichung der Apotheke nach dem Tod von Herrn Rittner

staatlicher Leiter wurde Herr Walter Haase

 

1964      

Erweiterung der Apotheke (Materialkammer, Warenschleuse,

analytisches Labor, Augenkapelle)

 

1974      

Verlegung der Rezeptur aus der Offizin

 

1977      

am 1.9.1977 Dienstantritt von Herrn Jürgen Meier

als staatlicher Leiter der Apotheke

 

1990      

Privatisierung der Robert-Koch-Apotheke durch

Herrn Meier (am 15.11.1990)

 

1991      

Umbau der Apotheke (Wiedereröffnung am 13.12.1991)

 

2000      

Verkauf der Robert-Koch-Apotheke am 10.01.2000 an Marion Aderhold

Auszug aus "100 Jahre Robert-Koch-Apotheke in Dresden-Löbtau (gegründet als Kronprinzenapotheke), 15. Mai 1911 – 15. Mai 2011" von Esther Ludwig,

 

 

 Epilog

 

Am 15. Mai 1911 wurde die Robert-Koch-Apotheke auf der Kesselsdorfer Straße 50 in Dresden-Löbtau von dem 45jährigen Apotheker Richard Bieber als Kronprinzenapotheke eröffnet. In diesem 1893 errichteten Gebäude befindet sie sich noch heute. Bevor Bieber diesen lang ersehnten Schritt tun konnte, hatte er eine seit 1897 währende Wartezeit auf eine Apothekenkonzession als Mitarbeiter der berühmten Salomonis-Apotheke am Dresdner Neumarkt hinter sich, die noch länger für ihn wurde, weil er mit der Geschäftspraxis dieser Apotheke eigentlich nicht einverstanden war.

 

Hinzu kamen mehrere vergebliche Anträge auf die Vergabe anderer Dresdner Apothekenkonzessionen sowie ebenfalls viele vergebliche Anträge als Mitglied des Verbandes der Apothekenkonzessionsanwärter auf Erleichterung der Konzessionsvergabe in Sachsen. Sicherlich auch in eigener Angelegenheit formulierte Richard Bieber beispielsweise am 19. August 1907 im Namen der zahlreichen, oft ein bis zwei Jahrzehnte wartenden Apothekenkonzessionsanwärter eine handschriftliche Bittschrift an das Sächsische Innenministerium.

 

Am 19. November 1910 kommt es endlich zur Konzipierung der von Richard Bieber schon seit Jahren herbeigesehnten Verordnung des Innenministeriums an die Kreishauptmannschaft, in der es u. a. heißt:

 

„Die Konzession für die in Dresden-Löbtau in dem zwischen dem Kronprinzenplatz und der Kesselsdorfer Straße gelegenen Teile der Kronprinzenstraße neu zu errichtenden Apotheke wird dem Apotheker Richard Bieber, zur Zt. in der Salomonis-Apotheke in Dresden, erteilt.

 

Die neue Apotheke ist längstens bis zum 1. April 1911 zu eröffnen.

Die dafür erwählten Räumlichkeiten müssen vom Bezirksarzte und Apothekenrevisor für geeignet befunden werden.

Die Konzession ist rein persönlich, sonach weder veräußerlich noch vererblich und einer künftig etwa von persönlichen Apotheken-Konzessionen einzuführenden Abgabe würde auch sie unterfallen.

 

Über die erfolgte Eröffnung der neuen Apotheke ist unter Angabe der Grundbuchblatt- und Flurbuch-Nummern des Grundstücks und einer etwaigen besonderen Bezeichnung der Apotheke Anzeige hierher zu erstatten, auch sind der Bezirksarzt und der Apothekenrevisor davon in Kenntnis zu setzen.

 

15. Mai 1911 -  Die Kronprinzenapotheke wird eröffnet

 

Nach der Lehre bei Apotheker Abendrot in Pirna trat Richard Bieber 1897 im 32. Lebensjahr eine Stelle in der Dresdner Salomonisapotheke an. Sein Vater nahm in der Familienchronik leider keinen Bezug darauf, sodass wir über nähere Umstände nicht unterrichtet sind. Auch die Eröffnung der Apotheke selbst findet keinerlei Erwähnung in der Familienchronik. Letzteres könnte entweder daran liegen, dass er die Familienchronik kurz vor Eröffnung der Apotheke verfasst hatte oder dass er diesen wichtigen Aspekt im Leben seines Sohnes Richard nicht mehr miterlebte.

 

Aus den überlieferten Akten wissen wir bis zu diesem Zeitpunkt, dass sich Apotheker Richard Bieber nach Erteilung der langersehnten Konzession um die schnellstmögliche Eröffnung der Apotheke auf der Kesselsdorfer Straße 50 bemühte. Dass er dabei Mühe hatte, den seitens des Ministeriums gesetzten Termin 1. April 1911 zu realisieren, wird aus einem Schreiben der Kreishauptmannschaft vom 20. März 1911 an das Ministerium deutlich. Leider ist die dort ursprünglich als Anlage beigeheftete und von Bieber verfasste Eingabe wegen der Verlängerung dieses Termins nicht mehr in den Akten erhalten, sodass wir die Gründe nicht mehr nachvollziehen können. Sie dürften jedoch für den in bescheidenen Verhältnissen lebenden Apotheker vorwiegend in der schwierigen Beschaffung finanzieller Mittel gelegen haben. Die von ihm dargelegten Gründe waren jedoch sowohl für die Kreishauptmannschaft wie für das Ministerium stichhaltig und nachvollziehbar und so verlängerten sie die Frist zur Eröffnung der Apotheke bis zum 15. Mai 1911. [1]

 

Bis zum Ende des Jahres 1910 hatte sich Bieber beim Rat der Stadt Dresden auch um die Erlaubnis bemüht, seine Apotheke „Kronprinzenapotheke“ nach der angrenzenden Straße nennen zu dürfen. Am 23. Dezember 1910 erließ die Stadt einen befürwortenden Beschluss. Ausgerüstet mit dieser Befürwortung und der vorangegangenen Besichtigung der neu eingerichteten Apotheke durch den Stadtbezirksarzt war dieselbe am 15. Mai 1911 feierlich unter dem Namen „Kronprinzenapotheke“ eröffnet worden. Kurze Zeit danach kamen dem zuständigen Beamten der Kreishauptmannschaft jedoch Bedenken, ob die Befürwortung der Stadt allein für diesen Namen ausreichend sei und ob nicht eventuell eine Allergnädigste Erlaubnis vom König selbst erforderlich sein könnte. Bieber selbst war davon ausgegangen, dass die Kreishauptmannschaft von sich aus einen entsprechenden Antrag beim Ministerium stellen würde. So übersandte die Kreishauptmannschaft erst am 2. Juni 1911 dem Königlichen Ministerium des Innern das Gesuch Biebers vom 29. Mai, in welchem er um Genehmigung des Namens bat. [2] Kurz danach, am 15. Juli 1911, teilte das Ministerium des Königlichen Hauses dem Apotheker Richard Bieber in einer Verordnung mit, dass Seine Majestät der König Allergnädigst geruht hätten, ihm die Erlaubnis zur Führung dieses Namens zu geben, [3] wofür Bieber in einem Schreiben vom 21. Juli an dasselbe Ministerium bat, dem König dafür ergebenst seinen untertänigsten Dank gütigst unterbreiten zu wollen. [4]

 

[1] HStA DD, 10736/16, Nr. 19665, Bl. 11.

[2] HStA DD, Bestand 10711 (Ministerium des Königlichen Hauses), Loc. 25 Nr. 27, Bl. 155; HStA DD, 10736/16, Nr. 19665, Bl. 12.

[3] HStA DD, 10711, Loc. 25 Nr. 27, Bl. 156.

[4] HStA DD, 10711, Loc. 25 Nr. 27, Bl. 157; HStA DD, 10736/16, Nr. 19665, Bl. 14